UPC Niederlande drosselt Tempo für ausgewählte Internet-Dienste

Laut einem Bericht auf Winfuture.de bricht UPC Niederlande als einer der ersten Provider das Prinzip der Netzneutralität, nach dem alle Internetdienste gleich behandelt werden sollten. Von Mittag bis Mitternacht kann man lediglich das Protokoll HTTP zum Websurfen in der vollen zugesicherten Geschwindigkeit nutzen. Die Bandbreite für alle anderen Dienste wird auf ein Drittel eingeschränkt, was sich besonders bei der Nutzung von Tauschbörsen oder bei FTP-Downloads störend bemerkbar macht.

Der Provider begründet diesen Schritt mit Beschwerden zahlreicher Kunden, bei denen Probleme bei einer „normalen“ Internet-Nutzung auftraten. Diese führte UPC auf eine exzessive Verwendung von Tauschbörsen und Usenet-Downloads durch einen kleinen Teil der Anwender zurück. „Wir schützen alle unsere Nutzer vor dem einen Prozent von Usern, die das Netzwerk missbrauchen“, erklärte der Provider die Einführung der Bandbreiten-Drosselung.

Das Gejammere der Provider (teils auch hierzulande) zum Thema Netzneutralität kann ich sowieso nicht nachvollziehen (ich schrieb schon einmal einen Artikel darüber). Kurz zusammengefasst gehts in der Diskussion darum, dass die Provider sich beklagen, dass ja die „großen“ Netzdienste wie Google, Youtube, Yahoo usw. eigentlich für den von ihren Diensten verursachten Datenverkehr zur Kasse gebeten werden sollten, weil ja die Auslieferung dieser Datenmengen an den Endverbraucher nicht kostenlos ist. Den Grund dieser Argumentation kann ich zwar verstehen (das sind Gier und schlichter Neid – denn schließlich hätte niemand was dagegen, finanziell am Erfolg von Google & Co. mitbeteiligt zu sein), dennoch halte ich sie für ungültig: denn letztlich ist ja nicht ein Internetdienst verantwortlich, wie oft die Inhalte abgerufen werden, sondern die Kunden am Ende der Leitung. Und für die Nutzung dieser Leitung nimmt der Provider dem Kunden ja sowieso Geld weg. Wenn das zu wenig sein sollte, um die entstehenden Kosten zu decken, so sind die Leitungen zu billig. Und wenn die bestehenden Leitungen der Datenflut nicht gewachsen sind, so muss der Provider halt auch in seine Infrastruktur investieren – oder das eigene Netz nicht ständig überbuchen und/oder dem Einzelkunden geringere Bandbreiten fix zusichern.

Weiters fällt auf, dass Daten und Fakten immer genau so präsentiert werden, wie es in der laufenden Diskussion gerade am passendsten ist: laut UPC Niederlande sinds „ein Prozent der User, die das Netzwerk missbrauchen“. Wenn man der Musik- und Filmindustrie glaubt, so sind mindestens 99% der User Power-Downloader.

Problematisch bleibt die Tatsache, dass UPC offen damit begonnen hat, Internetdienste zu drosseln. Der nächste Schritt ist die Blockade von Diensten oder Protokollen – alles nur einen Mausklick im UPC-Verwaltungssystem entfernt.

Zensur sagt man dazu. Und wer weiß – wenn sich das niederländische Modell bewährt, so exportiert man die Idee auch ins übrige Europa.

Ernst Michalek
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