Plötzlich ist alles weg: das geborgte Internet

Der amerikanische Schriftsteller Dennis Cooper hat 14 Jahre lang auf Blogger Texte verfasst, Bilder hochgeladen und sogar einen kompletten Roman veröffentlicht. Leider hat Google (die Besitzer von Blogger) nun das alles gelöscht. Unwiederbringlich. Endgültig.

Dieser tragische Fall zeigt sehr drastisch, dass es keine gute Idee ist, die eigene Online-Präsenz nur auf externe Dienste aufzubauen. Denn ganz flott ist alles weg, was man jahrelang an Zeit, Nerven und Arbeit reingesteckt hat. Egal ob Facebook, Instagram, Twitter, Blogger, Jimdo oder Wix: sie alle waren nicht immer da und werden es sicherlich nicht ewig sein. In den 18 Jahren Internetbusiness habe ich viele Hostingdienste kommen und wieder gehen sehen, etwa Geocities (gegründet 1994) das 2009 geschlossen wurde oder Posterous, das kurz nach dem Verkauf an Twitter ersatzlos abgedreht wurde. Außerdem sperren oder löschen all diese Dienste gerne mal Seiten, wenn diese gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen. „Geborgtes Internet“ – so nannte Sascha Lobo das vor einiger Zeit in einem Artikel auf Spiegel.de

Meine Empfehlung daher ganz klar: bau Deine Online-Präsenz immer rund um die eigene, selbst gehostete Website mit eigener Domain auf. Ob man dafür WordPress, Joomla, TYPO3 oder ein anderes System als technische Basis nimmt, ist prinzipiell nicht so wichtig (diese Auswahl ist vorab nur davon abhängig, was man für Funktionen umsetzen will und womit das am Besten geht) – der Punkt ist, dass die Daten allesamt am eigenen Server liegen und man die Daten sinnvoll sichern und im Notfall problemlos wiederherstellen kann. Die eigene Domain sorgt dafür, dass einerseits die Website-Adresse sich nie ändern muss, wenn man zu einem anderen Provider wechseln mag – auch die eigene Mailadresse kann man auf diesem Wege ewig behalten, sofern diese auf den eigenen Domainnamen aufbaut.

Auf der eigenen Website veröffentlichte Texte & Bilder kann und soll man natürlich weiterhin auf sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter, Instagram usw. teilen – doch die zentrale Drehscheibe für allen Content sollte die Website bleiben. Eine gute Backup-Strategie ist natürlich Pflicht! So bleibt man unabhängig von Fremdanbietern und kann sich drauf verlassen, dass die Daten jederzeit woandershin transferiert werden können. In diesem meinem Weblog hab ich etwa alle Beiträge seit dem Start im August 2000(!) versammelt, da ich stets die Daten von einem System ins nächste konvertieren konnte – selbst wenn das einmal gewählte CMS nicht mehr weiter entwickelt wird, kann man die Daten weiter verwenden.

Natürlich ist es ziemlich doof von Dennis Cooper, dass er offenbar in 14 Jahren Blogger kein einziges Mal die eingebaute Backup-Funktion genutzt hat, mit der man alle Daten auf den eigenen Rechner herunterladen kann. Denn dieses Backup könnte er nun in eine selbst gehostete WordPress-Website importieren (wie auch die Backups z.B. von Livejounral, MovableType, TypePad, Tumblr…) – die Website-Adresse wäre zwar weg, aber der Schaden hielte sich wenigstens in Grenzen.

Übrigens ist JETZT der richtige Zeitpunkt, um seine Daten von Facebook, Blogger, Twitter herunterzuladen und wenigstens zu sichern. Damit nicht alles weg ist.

Fragen, Anmerkungen und Deine Meinung zum Thema – ab in die Kommentare! Und natürlich helfe ich gerne, eine zukunftssichere Webpräsenz aufzubauen oder die Daten von woanders zu übernehmen.

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Ernst Michalek
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