Der Eindruck drängt sich auf. Die Vorgeschichte: weil der Ankauf eines neuen Firmenwagens ansteht, hat eine Bank, über die ich die Finanzierung abwickeln wollte, Kreditinformationen über einen der bekannten Informationsdienste eingeholt. Dabei hat sich herausgestellt, dass dort Daten zu finden waren, die mit der Wahrheit nicht viel zu tun hatten (falsche Bewertung, falsche Adresse, falsche Mitarbeiterzahl und Branche und dergleichen mehr). Also habe ich versucht, von den bekanntesten „Wirtschaftsauskunftsdiensten“ eine Selbstinformation einzuholen (die mir laut Datenschutzgesetz §26 einmal jährlich kostenlos zusteht). Dieses Ansinnen ist ein Alptraum, wie sich herausstellt.
Es beginnt damit, dass manche dieser Firmen es für nötig erachten, dass eine Ausweiskopie als Identitätsnachweis mitgesandt wird (so etwa die Firmen Intrum Justitia Inkasso Gesellschaft m.b.H., 5020 Salzburg, Karolingerstraße 36 – die haben dieses Ansinnen sogar via Einschreiben zugestellt). Es hat sich offenbar noch nicht durchgesprochen, dass die Zustellung per RSa-Brief als Identitätsnachweis ausreicht, weil in diesem Fall der Postler den Ausweis prüft. Die Firma Kreditinform – Josef Hirnschall (1090 Wien, Rossauer Lände 25/8) hatte sogar die Frechheit, mir meinen eigenen Brief im selben Kuvert mit „Porto zahlt Empfänger“ zurückzusenden und handschriftlich „Ohne Ausweis keine Auskunft“ draufzukritzeln. Obwohl eigentlich Auskunftsverfahren kostenlos sein sollten, durfte ich somit Nachporto bezahlen. Wurscht – kriegt mein Anwalt was zu tun. Man hat hier den Eindruck, dass bewusst versucht wird, den Weg zur Auskunft möglichst mühsam zu machen.
Bei einigen Diensten wollte ich die über mich gespeicherten Daten löschen lassen, worauf ich laut Datenschutzgesetz §28 ebenfalls ein Recht habe. Das funktioniert überhaupt in den wenigsten Fällen. Lediglich infoscore austria gmbh (1040 Wien, Weyringergasse 1/5) hat problemlos nach wenigen Tagen eine Löschungserklärung übersandt. Am schlimmsten wehrt sich bisher die Hoppenstedt Kreditinformationen GmbH (1110 Wien, Geiselbergstraße 17) – bei denen schreibt in solchen Fällen sofort die Anwaltskanzlei Dr. Felix Sehorz & Mag. Martin Dohnal (1010 Wien, Wollzeile 24, office@sehorz-dohnal.at) zurück. Und wehren sich vehement dagegen, meine Daten rauslöschen zu lassen. Die Begründung laut den Anwälten: das Datenschutzgesetz gilt nur für personenbezogene Daten und nicht für Firmen(!?). Und solange meine Firmendaten via Wirtschaftskammer-Website abrufbar seien, solange würde auch Hoppenstedt diese nicht löschen, weil sie ja eh öffentlich verfügbar sind. Ich bin aber eine Einzelfirma – alle Bonitätsdaten meiner Firma sind gleichzeitig meine persönlichen Bonitätsdaten. Ob sich diese menschenfeindliche Einstellung juristisch halten lässt, wird sich noch zeigen, denn ob ich jetzt in einem Fall mehr oder weniger Beschwerde bei der Datenschutzkommission einlege und meinen Anwalt einschalte, ist auch schon wurscht. Einen Entscheid der Datenschutzkommission gab ja bereits: der KSV musste Daten löschen, und dieser speichert ebenfalls nur Firmendaten. Und einem Rechtsanwalt wurde sogar Schadenersatz zugesprochen, weil er ohne Verständigung auf einer Banken-Warnliste gelandet war. Die Daten aller Dienstleister bleiben hier jedenfalls im Volltext gelistet, denn die sind ja auch öffentlich zugänglich.
Übrigens gabs auch Betriebe, die bisher noch gar nicht auf meine Anfrage nach Auskunft reagiert haben. Insbesondere gewundert hat mich das vom Kreditschutzverband von 1870 (KSV 1870) in 1120 Wien, Wagenseilgasse 7.
Nur drei der angeschriebenen Auskunftsdienste haben prompt und professionell reagiert: die schon oben erwähnte infoscore austria gmbh (1040 Wien, Weyringergasse 1/5) mit einigen uralten Inkassodaten (die ich löschen ließ), der Alpenländischer Kreditorenverband für Kreditschutz und Betriebswirtschaft (AKV) (1040 Wien, Schleifmühlgasse 2/2) mit einem Eintrag, der genauso umfangreich auch im Telefonbuch steht und Dun & Bradstreet Information Services GmbH (1110 Wien, Geiselbergstraße 17-19) mit einer zwar nicht zutreffenden, aber immerhin kompletten Firmenbewertung.
Meine Erstbriefe an die Datenverarbeiter gingen am 9.10.2008 raus. Diese haben laut DSG 8 Wochen Zeit, darauf zu reagieren. Ab 10.12. gehen also die Beschwerden an die Datenschutzkommission in die Post und mein Anwalt bekommt Arbeit. Ich frage mich, ob es eine seriös arbeitende Firma nötig hätte, so unprofessionell auf Anfragen zu reagieren und derart unverschämt vorzugehen wie manche Vertreter dieser Datenverwurstungsbetriebe.
Ich mag keine Datenzecken.
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hey, coole sache, sowas sollte doch jeder in regelmäßigen abständen mal durchziehen um falschen eindrücken vorzubeugen! hast du evtl mal vorlagen für ein entsprechendes anschreiben und eine vollständige adressliste aller relevanten institute?
interessant wäre ja auch mal zu ergründen wer da von wem abschreibt – an einer stelle gezielt eine kleine fehlinfo lancieren und dann nachverfogen wie lange es dauert bis die alle haben.
btw: könntest du auf den brief der kreditinform ja auch noch „selbstauskunft muss kostenlos sein“ draufkritzeln und ihn – porto zahlt empfänger – nochmal auf die reise schicken :)
Ich hab mir auch gedacht, dass ich das regelmäßig durchziehen sollte, nur kostet das unglaublich Nerven.
Eine Liste der bekanntesten Wirtschaftsinfodienste gibts bei der ARGE Daten:
http://www2.argedaten.at/php/cms_monitor.php?q=LIST-BONITAET
Allgemein ist aber der ganze Themenbereich „Bonitätsinfo“ dort lesenswert:
http://www2.argedaten.at/php/cms_monitor.php?q=BONIT%C4T
Dort findet man auch Musterbriefe.
Find ich gut.