Kleine Wiener Kochkunde

‚Tortellini-Pfanne – NEU: jetzt mit noch feinerer Sauce‘ – bisher war die Sauce super, seit diesem Aufdruck auf der Packung ist das Fertigteil nicht mehr geniessbar. Iglo Österreich antwortete prompt auf meine Beschwerde per E-Mail:

‚….Deshalb haben wir natürlich auch sofort unsere Abteilung für Qualitätssicherung von Ihrer Reklamation in Kenntnis gesetzt. Ausgehend von Ihrer Reklamation haben wir aber jedenfalls eine neuerliche Rezepturüberprüfung veranlaßt.

Ich darf nochmals betonen, daß wir äußerst bedauern, daß dieses Gericht nicht Ihren Erwartungen entsprach. Da wir Ihnen auf dem Postweg leider kein entsprechendes Ersatzprodukt zur Verfügung stellen können, erlauben wir uns aber, Ihnen jedenfalls ein Thea-Kochbuch zukommen zu lassen. Sie erhalten es in den nächsten Tagen per Post.‘

Gestern war es soweit: das Kochbuch lag im Briefkasten und ich schlichtete es ins Bücherregal. Dabei fiel mir das ‚Wiener Kochbuch‘ aus dem Nachlaß meiner Großmutter in die Hände (‚Auflage 1901, prämiert auf der 1. Kochkunst-Ausstellung in Wien 1884 mit dem Anerkennungs-Diplom‘)
Als begeisterter (und sogar ganz guter) Hobbykoch blätterte ich ein wenig darin – und bin froh, daß manche Gerichte heute nicht mehr zur Wiener Küche zu zählen sind.

Beispielsweise ein Auszug aus einem Rezept für Schildkrötensuppe:

‚Man verwendet hierzu 2 mittelgroße Schildkröten, und zwar legt man sie auf einen Tisch, hält eine kleine glühende Schaufel auf den Rücken einer jeden, worauf die Schildkröte den Kopf und die Füße von sich strecken wird, die man bei großen Thieren (den Kopf zuerst) mit einer Hacke schnell abschlägt, bei kleinen mit einer Zange oder Schere schnell abzwickt…‘

Brrrrrrrrrrrrrr…es lebe der Artenschutz!

Wem das noch nicht genügt: ich habe die Originalseiten gescannt und ebenfalls online gestellt. Als Goodie gibts noch drei weitere Rezepte im Originaltext – guten Appetit.

(Übrigens, zur Beruhigung: heutzutage ist die Wiener Küche zu Recht weltberühmt und artenschutzkonform. Aus Zeiten des alten Kaiserreiches, welches von Polen bis zur Adria reichte, stammen jede Menge der heutigen österreichischen Nationalgerichte, vom Germknödel mit Powidlfülle über das Schnitzel bis hin zum Apfelstrudel. Und Schildkrötensuppe gibts heute auch bei uns nicht mehr.)

Auch unser Weblog wurde in einem neuen Artikel auf http://www.ideenreich.com/ unter ‚Beispiele gelungener Weblogs‘ angeführt
– danke für die Blumen, Sven!

Endlich nicht mehr nervig herumsuchen: Laden Sie sich das gesamte Internet herunter (ausprobieren!)
(Link via ronsens)

Gesetzgebung & Internet – Verbrecher müssen sich ganz schön warm anziehen, wenns nach diesem Text geht… ;-)

‚ (7) Mit Geltungstag des § 184a StGB gilt als vorbestraft, wer den seltsam umgekippten Schrägstrich weiterhin snobistisch als ‚Back slash‘ bezeichnet. Der neue bundeseinheitliche Name lautet ‚Falschrummer Balken‘.‘

(Link via Ingo & Sean)

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Ernst Michalek
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