Unsere geliebte Arbeiterkammer kritisierte letztens, daß in vielen Arbeitsverträgen Klauseln enthalten seien, die den Arbeitnehmer unfair behandeln. Insbesondere sogenannte All-Inclusive-Klauseln sind der Arbeiterkammer ein Dorn im Auge, also Bestimmungen im Arbeitsvertrag, nach denen Überstunden im vereinbarten Gehalt mit abgedeckt sind. Weiters Konkurrenzklauseln, die einem Arbeitnehmer für eine gewisse Zeit nach Ende eines Dienstverhältnisses verbieten, bei einem Mitbewerber anzufangen oder sich in der jeweiligen Branche selbständig zu machen. Und auch Ausbildungskosten sollen nicht rückgefordert werden dürfen.
Leider hat die AK dabei die heutige Realität außer Acht gelassen: erstens glauben viele Arbeitnehmer trotz der schwierigen Jobsituation heutzutage, sie könnten „Anwesenheitsdienst“ verrichten. Man stellt Arbeitnehmer ein, damit sie eine gewisse Leistung verrichten, und für diese Leistung gibts Geld. Wenn ich Gesellschaft brauche, setz ich mich mit Freunden zusammen, aber stell keine Arbeitnehmer dafür ein. Nur herumsitzen und die eigentliche Arbeit dann in Extra-Überstunden zu verrichten und dafür extra bezahlt bekommen, spielts heute nicht mehr.
Zweitens sind Konkurrenzklauseln durchaus etwas sinnvolles, etwa bei Kundenbetreuern, die sonst komplette Kundenstöcke zur Konkurrenz transferieren könnten. Bei manchen Innendienstlern sind diese Klauseln vielleicht überzogen, diese aber pauschal zu verteufeln ist übers Ziel hinausgeschossen. Wenn begründet, sind solche Vereinbarungen durchaus OK.
Drittens ist es nicht einzusehen, daß Arbeitnehmer in schweineteure Kurse geschickt werden, um danach zu kündigen und das erworbene Wissen einer anderen Firma zur Verfügung zu stellen. Nicht nur, daß die Kurse Geld kosten, es entsteht der Firma auch dadurch Schaden, daß während des Kurses der Arbeitnehmer nicht produktiv für die Firma sein kann. Deshalb muß ein Dienstnehmer heute damit rechnen, daß er bei Austritt aus einer Firma diese Kosten zu einem Teil oder auch zur Gänze aufgepackt bekommt, je nach Kündigungszeitpunkt. Schließlich nimmt er Firmeneigentum mit – erworbenes Wissen auf Firmenkosten.
Als Arbeitnehmer hat man heutzutage eine lückenlose finanzielle Versorgung, Urlaubs/Weihnachtsgeld, ein dichtes soziales Netz, bekommt Krankengeld und im Notfall Arbeitslosenunterstützung – alles Dinge, die für Selbständige nicht gelten, die diese aber für ihre Dienstnehmer bezahlen (müssen – die Gebietskrankenkassa ist erstaunlich humorlos, wenn man auch nur einen Euro nicht einbezahlt). Weiters muß sich jede Firma um die Einhaltung von diversen Schutzbestimmungen für Arbeitnehmer kümmern, diese auch evaluieren lassen (was ebenfalls Geld kostet), Arbeitsmaterial kaufen und instand halten und entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, damits den armen Arbeitnehmern nicht auf den PC regnet. Insofern ist es wohl ein wenig überzogen, über „unfaire Arbeitsverträge“ zu sprechen. Es hat sich seit der Steinzeit nix geändert: für gute Leistung bekommnt man gute Gegenleistungen. Und der, der das Ganze bezahlt, bestimmt die Bedingungen dafür.
Um im eigenen Betrieb solche Diskussionen nicht führen zu müssen, wirds bei mir auch in Zukunft keine Angestellten mehr geben: wer mit mir arbeiten will, bekommt einen Werkvertrag, versteuert selbst und sichert sich selbst ab. Es fördert das (wirtschaftliche) Denken sehr rasch, wenn man sich selber um diese scheinbar selbstverständlichen Dinge kümmern muß.
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… dem ist nichts mehr hinzuzufügen.