Ich hatte letztes Wochenende das große Glück, 4 Tage mit einem Motorboot auf der Donau unterwegs zu sein. Es ging darum, für einen Auftrag diverse Ausflugsziele zu fotografieren, die vom Boot aus erreichbar sind.
Startpunkt der Reise war Eferding bei Linz, von dort aus gings stromabwärts mit Ziel Krems und dann wieder zurück nach Eferding – fast 320 km Bootsfahrt. Eine wunderschöne Sache, vom Wasser aus erkennt man bekannte Gegenden wie die Wachau fast nicht wieder.
Einige kurze Eindrücke:
– Motorbootfahren ist im Vergleich zum Segeln eine recht hoppelige Angelegenheit. Eigenlich fast würdelos: das fährt man mit einem Boot um geschätzte € 25.000 herum und hoppelt über die Wellen wie ein Siebenjähriger am Schaukelpferd. Fotografieren von einem kleinen Boot aus ist jedenfalls nur in langsamster Fahrt möglich, ohne zu verwackeln.
– Eine Schleuse zu befahren ist eine Kunst für sich: die Strömungen hinter Großschiffen und beim Öffnen und Schließen der Tore sind nichts für schwache Nerven. Das Boot sollte man in jedem Fall gut abfendern und an der Schleusenwand verheften, sonst ist das Ganze eher unangenehm. Wenn man sich nicht vorher überlegt, wie man die Leinen beim Steigen bzw. Fallen des Wasserstandes umhängt, bekommt man rasch Probleme. Immerhin haben wir 5 Talschleusungen und 5 Bergschleusungen tadellos gemeistert.
– Apropos Großschiffahrt: die Kapitäne dieser Ungetüme sind zu bewundern. Oft bleiben zwischen Schleusenwand und Schiff auf jeder Seite nur wenige Zentimeter – und trotzdem fädeln diese Leute ihre Schiffe ohne gröbere Probleme ein. Zur Großschiffahrt auf der Donau gibts eine eigene Page mit allen möglichen Informationen über den Güterverkehr am Wasser.
– Manche Orte sind für Sportboote nicht oder nur schwierig erreichbar. Auf großen Strecken gibts überhaupt keine Möglichkeit anzulegen. Schade, weil viele Ortschaften sehr reizvoll aussehen, man aber nicht hinkommt.
– Bootstankstellen sind Mangelware. Innerhalb Österreichs gibts grad mal eine Handvoll Tankstellen, wo man direkt anlegen kann. Sonst ist Kanisterschleppen angesagt, was wir gottseidank nicht ausprobieren mussten.
– Gewitter sind unangenehm, besonders wenn sie einen in der Schleuse überraschen und es so unglaublich schüttet, daß man nicht einmal bis zum Schleusentor sieht.
– Der Verbrauch von Bootsmotoren wird nicht umsonst in Litern pro Stunde angegeben. 15 bis 25 Liter pro Stunde klingt einfach weitaus besser als 50 bis 65 Liter auf 100 km. Motorbootfahren ist eine kostspielige Angelegenheit, noch dazu weil das Benzin an den Bootstankstellen teurer ist als an Land. 100 Euro sind schnell verfahren.
– Man lernt seltsame Leute kennen, wenn man sich auf so eine Reise begibt. Unser Kuriositätenkabinett beinhaltete z.b. einen Wunderheiler und einen ehemaligen Zypern-Scharfschützen, der fürchterlich besoffen war.
– Die Menschen in Donau-Yachtclubs sind ein angenehmes, sehr gastfreundliches aber eigentümliches Völkchen. Man stelle sich eine Schrebergartenanlage am Wasser vor, das kommt etwa hin.
Sobald die Fotos entwickelt sind, stell ich natürlich auch welche online.
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