Bruno, der Bär ist tot. Erschossen von drei bayrischen Jägern, heute früh um 4:50 Uhr. Details dazu gibts auf nahezu allen deutschsprachigen Newsseiten. Was mich nachdenklich stimmt (und sicher nicht nur mich):
Bruno hats in den letzten Wochen angeblich auf wundersame Weise erfolgreich geschafft, sich weder fangen noch betäuben zu lassen. Kaum 5 Stunden nachdem er zum Abschuss freigegeben wurde, wird das Bärchen erfolgreich erlegt – ein „Problembär“, der möglicherweise auch auf Menschen losgeht, in einer Neumondnacht, kurz vor Sonnenaufgang. Mutig gejagt von drei Männern, die um diese Zeit natürlich prompt zur Bärenjagd irgendwo in der Einöde aurücken. Die vorangegangenen Fang- und Betäubungsversuche dürften nicht ganz so ernsthaft betrieben worden sein, denn offenbar war sein Fell bereits verkauft…sonst gibts solche Zufälle eher selten.
Übrigens: eine Abschussgenehmigung für einen Braunbären ist normalerweise relativ teuer – selbst in Rumänien sind Pauschalreisen inklusive Braunbärenabschuss nicht unter etwa 6.000 Euro zu bekommen. Dieses Abenteuer noch dazu vor der Haustüre…ein Schelm, wer Böses vermutet.
Ich gehe davon aus, daß Bruno nicht ganz zufällig den „richtigen“ drei Jägersleuten vor die Flinte getrieben wurde.
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Ja, das ist die tägliche Ration Wahnsinn.
Die Blogosphere trauert um Bruno als wenn es keine wichtigeren Themen gäbe.
Tausende Blogger drücken ihr Mitgefühl wegen eines Bären aus, aber kaum jemand mit den tausenden Kindern, die jeden Tag an ein vermeidbaren Krankheiten sterben. Vor ziemlich genau einem Jahr riefen viele dazu auf Make Poverty History. Jetzt ist wird es Zeit, die G8 an ihre Versprechen zu erinnern und nachzusehen, was Live8 und die Make Poverty History Kampagne bewirkten, aber stattdessen wird lieber ueber Bruno gebloggt.
Z.Zt findet eine UN Konferenz über Kleinwaffen statt. Diese sollte auch kritisch begleitet werden, da Kleinwaffen die eigentlichen Massenvernichtungswaffen sind. Denn heute werden mehr Menschen mit einer Kalaschnikov umgebracht werden als mit A-, B- oder C-Waffen. Der Iran sollte daher nicht unser einziges Problem sein.
Aber stattdessen wird lieber über Bruno gebloggt. Oder über die Fussball-WM. Wir haben zumindest die Fussball-WM mit dem World Refugee Day, der letzte Woche stattfand, kombiniert. Die Millionen Flüchtlinge weltweit sind auch voellig underreported.
R.I.P bruno
einen der wenigen vernünftigen kommentare dazu hat zB hans rauscher im standard hinterlassen.
http://derstandard.at/?id=2497491
besonders gut gefiel mir der erste absatz:
„Bei aller berechtigten Trauer um Bruno, den Problembären, stellt sich schon die Frage, in welchem Zustand Menschen sind, die Jäger und Politiker deswegen mit Morddrohungen bombardieren. Konrad Lorenz hat einmal die Kombination von Tierliebe und Menschenhass „soziale Sodomie“genannt.“
zur verwunderung über den raschen abschuss kann ich nur beitragen: einsatzschussweite eines üblichen jagdgewehrs: 300m, einsatzschussweite eines betäubungsgeräts (blasrohr etc): 30m. ich denke das lässt keine fragen mehr offen, mit schiesswut hat das dann nur marginal zu tun, zumal es ja kolportierter weise einen amtlichen auftrag an amtliche schützen gab, private jäger kamen nicht zum schuss.
zur generellen kritik an der jagd die jetzt immer wieder aufkocht: wild das sein leben in freier natur verbringt und eines tages völlig überraschend abgeschossen wird hatte denke ich ein bedeutend besseres leben und ein würdigeres sterben als all die rinder oder schweine die in massenhaltung gelebt haben und sicher schon stunden vorher genau wussten dass es jetzt zur schlachtbank geht. am ende steht so oder so unser essen am tisch.
zugegeben, einiges an sauren gurken steckt schon drin in der story, insgesamt wird der eine abschuss absolut überbewertet (wale und zahlreiche andere bedrohte tierarten lassen grüßen). dennoch verwehre ich mich gegen die polemik und chuzpe zahlreicher kommentierer (wie auch hier von atlantiker) das zum anlass zu nehmen frei nach dem motto „a pro pos zusammenhanglos“ auf beliebige andere probleme der menschheit zu verweisen. beim thema bleiben schadet nie.
auf weitere details die meiner meinung nach hinweis auf stark unterausgeprägtes differenzierungsvermögen sind (z.B: wie kann man geächtete und offiziell nie eingesetzte A-B-C waffen mit gewehren vergleichen? mindestens ein klares no-na-ned, wenn nicht äpfel mit birnen) möchte ich gar nicht mehr eingehen, das hat mit dem originalbeitrag einfach nichts mehr zu tun, ich bleibe beim thema :)
Ich weiß schon, daß es weit schwieriger sein kann, ein Tier zu betäuben als es einfach zu erschiessen, eben aufgrund der sehr begrenzten Reichweite von Betäubungswaffen. Mich hat lediglich das Tempo gewundert, in dem dann „plötzlich“ der Bär abgeschossen werden konnte. Und bei allem Glauben ans Gute im Menschen: ich bezweifle, daß hier alles mit rechten Dingen zugegangen sein soll (und private Jäger nicht zum Schuß kamen). Den berühmtesten Bären der letzten Jahre zu schießen – dafür gibts in Jägerkreisen sicher einen Markt…
Den Kommentar von Atlantiker habe ich genau aus dem Grund nicht gelöscht, weil er so richtig gar nichts mit dem Thema zu tun hat. Da ich aber auch nicht als Linkbase für besseren Pagerank bei Google dienen will, sind die Verlinkungen rausgeflogen. Bin ja nicht die Caritas…