Ein Staat funktioniert nach anderen Gesetzen als ein Privathaushalt. Anders ist es wohl kaum zu erklären, warum hier in Österreich die Geldverteilung nach ganz eigenen Regeln funktioniert. Beispiel gefällig?
Da lese ich doch letztens in einer Reuters-Meldung, daß der Staat Österreich (also letztlich wir alle) die marode Fluglinie Austrian Airlines mit bis zu 500 Millionen Euro unterstützen werden. Der Grund: die AUA soll teilprivatisiert werden und für diesen Verkauf will man den Betrieb „schönschminken“, so wie man eine hässliche Bauerntochter vor der Hochzeit mit einem wohlhabenden Sohn aus gutem Hause anmalen und verschönern würde. Diese Unsumme wird zugeschossen, obwohl nicht klar ist, ob und wie die Luftlinie und die damit verbundenen Jobs erhalten werden können, wenn erst einmal der Großteil der Aktien in fremder Hand sein wird. Alles nur, damit eine winzigkleine Chance besteht, daß weiterhin Flugzeuge mit rot-weiß-rotem Wappen auf der Heckflosse herumdüsen – die AUA wird zum Weltkulturerbe hochstilisiert, um zu rechtfertigen, daß man von JEDEM Österreicher 61 Euro an Steuergeld für die kurzfristige Bilanzfrisur verwendet.
Andererseits lese ich in der aktuellen ÖAMTC-Zeitung, daß unklar ist, ob und wie 9 der 16 Standorte von Notarzthubschraubern ab 2011 weiter betrieben werden. Die Luftrettung per Hubschrauber hat ja seit einigen Jahren der ÖAMTC (der größte österreichische Automobilclub) übernommen und betreibt 16 Hubschrauberstützpunkte, von denen aus die Einsatzorte in ganz Österreich angeflogen werden können. In der letzten Zeit werden aber immer öfter Einsätze von den Sozialversicherungen Monate nachher als „nicht notwendig“ klassifiziert. Der Club bleibt somit auf den Kosten sitzen, da bereits ein Drittel aller Einsätze nicht bezahlt wird. Nun hat der ÖAMTC die Verträge mit der Republik für den Betrieb von 9 Standorten per Ende 2010 gekündigt. Stellt sich die Frage: um welche Unsummen gehts denn hier? Kennt man das Unterstützungspaket für die AUA, dann findet man die Summe geradezu lächerlich. Laut ÖAMTC-Zeitung ist „das Defizit […] heuer auf mehr als 4,5 Millionen Euro gewachsen. Der ÖAMTC […] will nicht mehr als einen Euro pro Mitglied und Jahr – also 1,7 Millionen Euro – zuschießen“.
Um die Summe, die der AUA nachgeworfen wird, könnte man also rein rechnerisch 178 Jahre(!) die Luftrettung für Österreich sicherstellen. Selbst wenn die Republik die vollen Kosten übernimmt, so gehen sich 111 Jahre aus.
Österreich (diesmal aber nicht wir alle, sondern die Entscheidungsträger dieser Republik) sollte sich schämen.
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Zwar ist diese optik ganz eindeutig schief und der vergleich hätte vom alten dichand nicht schöner präsentiert werden können, aber wir wissen beide besser wie unternehmen funkitionieren.
die AUA hat es geschafft sich über jahre hinweg so richtig kaputt zu wirtschaften. ein blick in den jahresabschluss zeigt, dass bereits 2007 kosmetik getrieben wurde.
die marktkapitalisierung ist mit dzt 236 MEUR nicht mal annähernd so hoch wie die kurzfristigen verbindlichkeiten lt bilanz 2007 von 756 MEUR. auch vor dem großen aktienrutsch lag sie mit 535 MEUR marktwert nicht hoch genug.
man könnte also aus dem verkauf der ganzen bude dzt nicht mal die hälfte der kfr. schulden begleichen, geschweige denn die langfristigen die nochmal 1,3 MRD EUR ausmachen!
die ertragslage/-aussicht ist auch nicht gerade so, dass zu erwarten ist dass das demnächst zu schaffen wäre – würdest du so einen laden geschenkt wollen? also ich nicht. dass man jedem interessenten noch etwas dazu zahlen muss dass er sich diesen mühlstein antut, ist nachvollziehbar.
die alternative alles so weiterzuwurschteln bis zum konkurs ist auch keine echte, irgend wer (wir als haupteigentümer über die ÖIAG) muss die rechnung am ende so oder so bezahlen. also müssen wir wohl in den sauren apfel beissen und lieber ein rasches, nur mäßig teures ende mit schrecken hinnehmen, die braut also ausreichend ausstaffieren damit sie überhaupt jemand nimmt.
was wir damit wiedermal als lehrstück für 61,- eintritt pro nase gezeigt bekommen haben: politik und wirtschaft vertragen sich nicht. die ÖIAG ist eine parteiposten-versorgungs-aussenstelle und leider keine ansammlung von wirtschaftskompetenz. der begriff „verstaatlichte industrie“ müsste eigentlich irgendwo in das gedicht vom wagen aufgenommen werden, der blitzesschnelle langsam um die ecke fuhr….
p.s.:
natürlich käme es dann salopp gesehen auf die 4,5 MEUR für den hubschrauberbetrieb auch nicht mehr an, aber wo kämen wir denn hin wenn jeder sagen würde „darauf kommt’s auch nicht mehr an“ :)