Umweltstadträtin Ulli Sima ist ja seit ihrem Feinstaub-Schildbürgerstreich meine Lieblingspolitikerin, was Ahnungslosigkeit betrifft. Nun hat sie passenderweise auch die aktuelle Wiener Anti-Hundekampagne umgehängt bekommen, in der sie sich weiterhin mit Scheisse beschäftigen darf. Der Hund auf den Kampagnenplakaten ist übrigens für aufmerksame Hundehalter kein Unbekannter – dasselbe Bild ziert bereits seit einiger Zeit die Titelseite der Infobroschüre der Stadt Wien zum Thema Hundeführerschein, die man von der wien.at-Website herunterladen kann.
Mit Wiesensteckern, Plakaten, City-Lights, Inseraten, Freecards und auf Straßenbahnen versucht man, die Hundebesitzer dazu zu bringen, die Kacke des Köters in kleinen Säckchen kilometerweit zum nächsten Mistkübel zu tragen, denn die hat man in den letzten Jahren immer mehr reduziert. Dort stinken dann die Würstchen tagelang vor sich hin, worüber sich die Leute besonders freuen werden, die neben einem Kübel ihr Küchenfenster oder ihren Garten haben. Man versucht auch, mit Fehlinformationen Angst zu verbreiten:
…Die Rechtslage ist jedenfalls eindeutig. Eine Verunreinigung durch Hundekot kann durchaus teuer werden. Auf das Liegenlassen von Hundekot (§92 Absatz 2 StVO) stehen laut Straßenverkehrsordnung bis zu 72 Euro Strafe…
Das stimmt so nicht: ein Hund darf laut diesem Passus der StVO nur Gehsteige und Gehwege sowie Fußgängerzonen und Wohnstraßen nicht verunreinigen. In Wiesen, Wäldern, in freier Natur und auf die Strasse(!) darf jeder Hund demnach so ausgiebig kacken, wie es ihm Freude bereitet.
Die Kosten für die Kampagne wurden nicht öffentlich bekanntgegeben, wahrscheinlich weil Frau Sima sonst damit rechnen müsste, von den Steuerzahlern gelyncht zu werden. Aber man weiß nun wenigstens, wohin die Einnahmen aus der Hundesteuer verschwinden. Immerhin sind das 43,60 Euro für den ersten Hund und gesalzene 65,40 Euro für jeden weiteren Hund. Welche Gegenleistung gibts von der Gemeinde Wien dafür? Sollte davon nicht eher die Strassenreinigung mitfinanziert werden? Hat Frau Sima eigentlich einen Hund?
Ich halte jedenfalls nichts von Hetzkampagnen unter dem Deckmantel der Menschenfreundlichkeit. Liest man die Beiträge, die zu diesem Thema regelmäßig etwa auf derstandard.at von Mitbürgern abgesondert werden (hier ein Beispiel), wähnt man sich zur Zeit der Christenverfolgung. Gut gemacht, Frau Sima – hetzen wir doch einfach die Bürger gegeneinander auf, dann merkt vielleicht niemand, was sonst noch alles schief läuft.
Wäre Menschenfreundlichkeit wirklich eine Tugend der Wiener, dann gäbe es etwa menschenwürdige Kinderspielplätze und keine Affenkäfige. Deshalb ist mein Beitrag zur aktuellen Kampagne das Bild zu diesem Artikel. Hier gibts die Photoshop-Vorlage dazu – macht doch damit, was ihr wollt… (etwa herunterladen und auf eurem eigenen Weblog ebenfalls zum Download bereitstellen?)
Update 17.10.2006: die ersten Varianten sind schon gebastelt. Klickstu hier und hier. Wer noch eine hat – ab damit in die Kommentare!
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Von den Einnahmen der Hundesteuer werden Hundezonen errichtet – und an deren Rändern mitunter Rosensträucher gepflanzt, und nicht etwa dornenfreie. Diese Oberdeppen.
Bin froh, dass ich nimma in Wien wohne. Auch für meinen Hund.
Scheiß auf Hundezonen: die Zone an der oberen alten Donau ist so „toll“ eingezäunt, daß mein Hund ohne Probleme zwischen den Gitterstäben des Eingangstores durchmarschieren kann. Diese öffentlichen Versammlungsstätten von besoffenen Flohzuchtbesitzern werden also offenbar von jemandem geplant, der selber keinen Hund hat (und auch keine Ahung, was ein Hund so alles brauchen könnte).
Wien ist…ahnungslos.
Hundesteuer gibts überall, auch in D am Land, wo es weder Auslaufzonen gibt (die in manchen Ecken Wiens übrigens wirklich bitter nötig sind) noch Aufrufe zum Kackekratzen gebraucht werden (die in Wien auch durchaus berechtigt sind – viele Halter lassen vermutlich wegen des Verkehres ihren Hund nicht auf der Straße scheissen). Und von „gesalzenen 64,50 €“ für den zweiten Hund kann man hier auch träumen. Bei mir daheim ist locker das doppelte fällig…
Aber mach dir nix draus, aus der Sektsteuer werden auch keine Gläser gekauft und durch die Mehrwertsteuer wird der DVD-Player auch nicht mehr wert.
Und wenns dir mal wieder zu weit zum nächsten Mistkübel ist: Mach dir nix draus, den Hund freuts, so bekommt er wenigstens ein wenig Auslauf… Alternativ kannst du die Haufen auch vor deine eigene Einfahrt legen.
Nein, sag jetzt nix: ich bin mit Hunden aufgewachsen.
Daß Hundesteuer überall eingehoben wird, stört mich ja prinzipiell nicht. Daß die eingehobenen Gelder aber nicht zweckgebunden verwendet werden (eben um Hundezonen, Mistkübel und die Strassenreinigung zu finanzieren oder um gar ein Hunderegister aufzubauen, inklusive Chippen des Hundes bei der ersten Anmeldung) stört mich gewaltig. Stattdessen schmeißt man das Geld für eine (durch ein fragwürdiges Volksbegehren angezündete) Hetzkampagne raus, die das Miteinander in der Stadt auch nicht wirklich fördern wird. Und das alles, damit sich eine gewisse Umweltstadträtin einen Tätigkeitsbericht an die Brust heften darf, falls später mal wer nachfragen sollte, was sie denn eigentlich alles geleistet hätte, um pensionsberechtigt zu sein.
„Wind um die Ecke schaufeln“ nennt man das bei uns in Wien…
Wenn Zweckgebundenheit sowieso Illusion ist, könnte man sich als Hundebesitzer genausogut fragen, warum eigentlich keine Katzensteuer eingehoben wird.
Die kacken nämlich auch sehr häufig im Freien. Vielleicht würde man sich sogar wundern, wenn endlich jeder die Häufchen seines Hundes entsorgt, aber dann immer noch welche auftauchen, die ’niemandem gehören‘.
Vielleicht wären die dann aber doch von den Landstreichern: http://iwein.blogspot.com/2006/10/unverwechselbar.html
*ggg*
PS: Womit ich keinesfalls eine Katzensteuer anregen wollte – würde sie euch zwei beide doch in den Ruin treiben ;)