Unser aller Wiener Wirtschaftskammerpräsident Nettig freut sich über einen neuen Höchststand an Unternehmensgründungen in Wien – mehr als 6000 im letzten Jahr. Ob sich die Unternehmer auch so freuen, wenn die ersten Erlagscheine von Finanzamt und Sozialversicherung eintrudeln? Ich denke nicht. Und noch viel weniger freuts einen, wenn man erstmals als Selbständiger zum Arzt geht. Der obligate Erlagschein für den Selbstbehalt kommt kurz darauf per Post. Krankenstand ist abgeschafft, weil man in dieser Zeit genau null verdienen würde und eine vernünftige Pension kann man sich ohne Eigenvorsorge auch aufzeichnen. Urlaubs- und Weihnachtsgeld fällt ebenfalls aus. Wenn das Abenteuer schief geht, gibts auch kein Arbeitslosengeld, ausser man zahlt vorher gesondert noch Arbeitslosenvorsorge ein. Das soziale Netz ist also für Einzelunternehmer de facto nicht vorhanden. Man muß schon eine Roßnatur sein, um diesen Wechsel der Lebensumstände wegzustecken. Daher meine Hochachtung vor jedem, der sich traut, sich selbständig zu machen und das auch durchhält.
Die Freiheit als Unternehmer ist prinzipiell was Feines – wenn man sich aber ansieht, was diese Freiheit kostet, vergehts einem.
Und deshalb denke ich, daß von diesen 6000 Unternehmern in drei Jahren maximal ein Drittel überbleibt und der Rest reumütig und überschuldet ins sozial abgesicherte Angestelltenleben zurückkehrt. Davon hört man dann allerdings sicher von Nettig nix mehr. Bis dahin viel Spaß!
Ich will jedenfalls nicht mehr in einen 9-to-5-Job zurück – die Vorteile des freien Unternehmertums überwiegen für mich. Entscheidungsfreiheit, Zeiteinteilung und immerhin die theorhetische Möglichkeit, mehr zu verdienen als vorher.
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