Improvisation, die erste: Anerkennung

Und es begab sich zu jener Zeit, daß ich zugeworfen bekam ein Improvisationsstöckchen vom Schwesterherz. Na dann:
Um Anerkennung soll sich dieser Text drehen. Man fängt das Wort, man dreht es, man wendet es und kommt schlußendlich drauf, daß sich nicht nur dieser Text, sondern die ganze Welt um dieses schlichte Wort dreht. Egal, was wir tun – letztendlich tun wir es in der stillen (und oft nicht erfüllten) Hoffnung, es möge uns jemand im Anschluß daran auf die Schulter klopfen und uns bestätigen, daß wir das richtige getan haben. Unsere Tat (und damit auch uns selbst) anerkennen. Hab mich lieb.
Wie bei allen Dingen regelt sich der Preis und die Verfügbarkeit der Anerkennung nach der Nachfrage. Und die Nachfrage ist hoch, will doch jeder davon haben. Will jeder, gibt kaum jemand her. Und wenn doch, so ist der Preis (zu) hoch – so könnte mans kurz zusammenfassen. Damit man ob dieser Ungerechtigkeit kein frustrierter Giftzwerg wird, haben sich im Laufe der Evolution Anerkennungsgemeinschaften etabliert. Man kennt sie üblicherweise unter dem Namen Beziehung (wenn man der Meinung ist, die gegenseitige Spenderei ist zeitlich limitiert) oder Ehe (wenn man sich in der trügerischen Sicherheit wiegt, die Anerkennung durch den Partner würde ewig dauern). Und nach einigen Jahren vergisst man leicht drauf, daß der Partner das auch geglaubt hat. Aber das ist eine andere Geschichte.
Was mir selber Anerkennung bedeutet? Dasselbe wie vielen anderen „normalen“ Menschen. Oder warum schreibt man tausende Beiträge im Netz, macht auf Parties den Gitarrenkasper oder stellt sich mit einem Mikrofon vor eine Menschenmenge und hält Vorträge oder singt etwas? Würde man das tun, wenn es egal wäre, wie die Reaktion der Mitmenschen ausfällt? Würde man es tun, wenn es nicht die leise Hoffnung gäbe, jemand würde das gut finden? Wohl kaum. Und wie jeder andere Mensch hab ich stets den Eindruck, die Anerkennung meiner Mitmenschen könnte mehr sein.
Hab nun mein Werk nochmal durchgelesen und befunden, für diesen Schulaufsatz wirds kaum Anerkennung hageln. Aber geschrieben hab ichs immerhin und werfe dieses Stöckchen an diejenigen, die es in den Kommentaren aufnehmen (und mir dadurch Anerkennung zollen, indem sie es bis an diese Stelle des Textes durchgehalten haben). Die Wörter, die es nach den Regeln zu behandeln gilt, sind „Hilflos“, „Ruhe“ und „Überraschung“.
Liest und macht eh keiner. Herzlichen Dank, daß ich mich zum Kasper machen durfte.

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Ernst Michalek
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2 Gedanken zu „Improvisation, die erste: Anerkennung“

  1. Möglicherweise hast Du mit deinem ersten Satz recht. Naturgesetz ist es allerdings auch keines.
    Was jedenfalls sicher stimmt: Menschen, die um jeden Preis nach Anerkennung haschen, gehen mir erstens unglaublich auf die Nuss und zweitens weiß man bei denen nie, was jetzt „echt“ ist und was Show. Diese Leut sind von „stimmigem Selbstbild“ weit weg.

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