Gerade eben las ich in der Farbbeilage der Sonntags-Krone eine doppelseitige, als redaktioneller Artkel aufgemachte Einschaltung der Telekom Austria. In dieser Einschaltung wird der BusinessWeb Assistant beworben, eine internetbasierte Lösung für Klein- und Mittelbetriebe, um die eigene Website zu gestalten und zu verwalten. Es handelt sich dabei im Prinzip um ein Content-Management-System für tausende Nutzer auf Basis von 120 Website-Vorlagen, mit der Möglichkeit, vorgefertigte Bausteine wie Newsletterversand, Webshops und dergleichen ebenfalls in die einzelnen Websites einzubauen. Das Tool wird von der Telekom Austria als „Zugabe“ zu einem Breitband-Internetzugang angeboten – um nur 4,90 Aufpreis.
Ich denke, daß es hier wohl darum geht, die Kundenbasis im Bereich Internetzugänge auszubauen und das Tool ein gutes Mittel ist, die Kunden auch langfristig an die Telekom zu binden. Es sind 24 Monate Mindestvertragsdauer nach der Probezeit vorgesehen, und auch danach wird wohl kaum jemand das ganze wieder kündigen, weil ja bei einem Wechsel des Anbieters die eigene Website ebenfalls nicht mehr verfügbar sein würde. Die Telekom wildert damit also zu extremen Dumpingpreisen in einem Bereich, in dem sie bislang nicht wirklich Anbieter war, einfach um mehr Kunden mit Netzzugängen an sich zu binden.
Dieser Preis kann nur angeboten werden, da die Telekom so viele Kunden hat, wie kein anderer Mitbewerber in Österreich. So können die Erstellungs- und Wartungskosten auf entsprechend viele Nutzer aufgeteilt werden, wovon Kleinbetriebe, die derartige Systeme anbieten, nur träumen können. Und selbst dann ist es fraglich, ob es möglich ist, um 4,90 pro Nutzer und Monat ein entsprechendes Tool zu entwicklen, zu warten und pflegen und entsprechende Supportleistungen wie Hotline und dergleichen anzubieten, ohne das Produkt mit dem Ertrag aus den Internetzugängen querzufinanzieren. Das ist meines Erachtens eindeutig unterhalb jeglicher wirtschaftlicher Kalkulation und wird wohl nur verrechnet, damit das Produkt einen buchhalterischen Preis hat. Ausserdem wäre es wohl einem Kleinbetrieb wie dem meinen kaum möglich, mit einer Doppelseite in der Sonntags-Krone das Ganze so massiv zu bewerben. Eine Doppelseite in der Krone Bunt kostet sagenhafte 63.920 Euro (Quelle), das sind also 13.045 BusinessWeb-Assistant-Monatsgebühren, die verkauft werden müssten, um den UMSATZ zu machen, den alleine dieses eine Inserat kostet – Gewinn wurde da aber noch kein Cent gemacht. Und damit ist die Werbung aber noch nicht erledigt, denn es gibt ja auch eine Website dazu und wahrscheinlich noch weitere Inseratenschaltungen. Von gewinnbringender Kalkulation sind wir also ganz eindeutig weit weg.
Auf den ersten Blick sieht das nach einer echten Alternative aus, um nicht, wie es die Telekom im Inserat so treffend formuliert „von Web-Programmierern abhängig zu sein“. Leider haben es manche Branchenkollegen nicht verstanden, den Kunden auch entsprechende Betreuung zu bieten und somit diesen Ruf begründet – bei einer seriösen Firma wird man die einfache Möglichkeit, Website-Updates schlicht per Mail durchzugeben und am nächsten Tag perfekt umgesetzt im Netz vorzufinden wohl nicht als Abhängigkeit empfinden. Auf den zweiten Blick ist man damit aber von der Telekom abhängig: ein Providerwechsel zu einem günstigeren oder leistungsfähigeren Anbieter ist nur mehr schwer möglich, weil die Website in keiner Weise auf einen anderen Server transferiert werden kann, was bei einer konventionell erstellten Website (ob mit oder ohne CMS) überhaupt kein Problem ist. Aber eine solche Lösung kann eben nicht alles – in den meisten Fällen ist man weiterhin beim Profi besser aufgehoben als bei halbherzigen Kundenbindungsprogrammen. Die Telekom wird es nicht schaffen, ambitionierte und gut organisierte Kleinbetriebe damit umzubringen, selbst wenn die Verantwortlichen das gerne sehen würden:
Was bekommt ein Kunde bei mir, das er bei der Telekom nicht kriegt?
- Eine individuelle Website, die genau und exakt für seine Firma erstellt wurde. Nicht so wie bei der Telekom, wo dutzende, wenn nicht hunderte andere Firmen dasselbe Layout verwenden
- Eine Website nach dem aktuellen Stand der Technik, die auf den meisten Systemen tadellos zu durchsurfen ist. Keine wirren Quelltexte und ungültiges HTML, wie man es von vielen Billig-CMS kennt. Leider zählt auch der BusinessWeb Assistant offenbar zu den CMS, die unnötig aufgeblähte Quelltexte fern der aktuellen technischen Standards liefern. Die im Krone-Artikel erwähnte Website etwa hat mit gültigem XHTML nix zu tun. Denn so soll das aussehen, wenn alles passt
- Die Wartung und Pflege der Website, prompt auf Zuruf oder Mail. Mail oder Telefonat genügt und die Website wird auf den letzten Stand gebracht, ohne sich jedesmal neu in Bedienungsanleitungen einlesen zu müssen. Eine Viertelstunde meiner Zeit ist günstiger als zwei Stunden Kundenzeit.
- Fürs Internet aufbereitete Fotos. Kurze Ladezeiten, trotzdem knackig scharfe Bilder? Das nötige Basiswissen und viel Erfahrung machens möglich. Damit Ihre Webseiten nicht dutzende Megabytes schwer werden.
- Beachtung aktueller gesetzlicher Vorschriften Und die Website wird automatisch gesetzeskonform gehalten (Stichwort: ECG, Impressumspflicht, Fernabsatzgesetz usw. – kennen Sie alle Vorschriften?)
- Webgerecht formulierte und aufbereitete Texte. Texte, die den Kunden ansprechen. Die zur besseren Lesbarkeit auch mal auf mehrere Subseiten aufgeteilt werden. Und die frei von grammatikalischen Eiertänzen und Rechtschreibfehlern sind. Es ist halt nicht jeder ein Formulierkünstler.
- Persönliche Betreuung und Beratung. Faire Beratung gehört natürlich auch dazu: so hat ein Gästebuch auf einer seriösen Firmenwebsite nix verloren (warum, kann man hier nachlesen). Bei der Telekom warnt niemand vor solchen Peinlichkeiten.
- Gute Positionierung in Suchmaschinen durch entsprechend durchdachte Gestaltung. Unsere Kunden sind regelmäßig weit vorne in den Suchmaschinen zu finden – weil darauf bereits bei der Grundkonzeption der Pages geachtet wird. Wer achtet bei der Telekom darauf, ob die Website überhaupt gelistet wird? Update 10.12.: Ein gutes Beispiel ist dieser Artikel selbst: nach nur 2 Wochen im Netz hat er bei Google den 3. Platz bei der Suche nach BusinessWeb Assistant erobert.
- Individuelle Lösungen für alle Branchen. Fahrzeugbuchung per Netz? Zimmerreservierung fürs Hotel? Webbasiertes Projektmanagement? CRM? Preiskalkulationen? Veranstaltungskalender? Professionelle Fotogalerien? All das kann man via Internet perfekt umsetzen, aber halt nicht mit einem Web-Bastelkasten
Fazit: meine Kunden können sich beruhigt um Ihr Geschäft kümmern, wir kümmern uns um ihren Internetauftritt. Soll doch jeder das tun, was er perfekt kann, das ergibt perfekte Resultate. Wem das egal ist, wie er vertreten ist, für den gibts ja immer noch die Telekom.
Mehr zur EGM-Arbeitsphilosophie gibts hier zu lesen, Rückfragen und Kommentare sind gerne gesehen!
- Rezension vs. Rezession - Mi. 27.12.2023
- Was Corona und Lotto gemeinsam haben - Di. 9.11.2021
- Heute vor 20 Jahren hat das große Abenteuer Segeln für mich begonnen :-) - Mi. 28.4.2021
ernst,
du hast vollkommen recht, denn das was du und dein unternehmen geschaffen hast schafft telekom sicher nicht.
es danken dir:
http://www.autoslalom.at
http://www.msc-enzian.at
http://www.zvsuedwien.at
http://www.fim-rallye.at
http://www.pintarich.at
l.g.
f.p. & u.n.
@ Ernst
Ich war der schnelle Blogleser welcher in Lichtgeschwindigkeit Hinweise zu Kommentaren abgibt.
Das lag aber nur daran, dass Du ein Weblog betreibst, welches seit Jahren in meiner Favoritenliste ganz oben steht, weil es eines der ersten interessanten dieser Gattung war.
Es fing an an mit „Russisches Auto für James Bond“
(cooler Artikel damals) … naja lange Rede, kurzer Sinn…
mach weiter so, ich lese auch heute noch gerne (3 Jahre später) Deine gut ausgewählten und durchaus anspruchsvollen Beiträge, …Hut ab… nicht viele Weblogs bieten heutzutage eine solche Qualität.
Grüße Hans
Danke für die Blumen, solches Feedback freut mich natürlich besonders. Es ist toll, wenn man merkt, daß man nicht nur für sich selbst eine durchsuchbare Linkdatenbank betreibt, sondern daß die veröffentlichten Texte auch von regelmäßig vorbeischauenden Stammbesuchern gelesen und geschätzt werden. Danke!
hallo
ich gebe dir im großen und ganzen recht! aber den titel finde ich etwas übertrieben!
ich als friseur mit zwei angestellten, kann mir keine website um 2.000.- bis 3.000 euro leisten! ich benötige auch keine „über-drüber“ seite, sondern eine „visitenkarte im www“.
somit haben sie mir als kleinunternehmen keinen schaden zugefügt, sondern mir geholfen, trotz meiner bescheidenen mittel im internet präsent zu sein!
grüße
robert
Hallo Robert,
es geht mir bei meinem Artikel ums Prinzip: Was Geld kostet, soll auch zum entsprechenden Gegenwert am Markt angeboten werden und nicht halbherzig den Kunden nachgeschmissen werden, um sie anderswo an die jeweilige Firma binden zu können. Wir sprechen ausserdem bei Kleinfirmen wie Deiner auch nicht um Beträge von mehreren tausend Euro (zumindestens nicht bei einer Website aus meiner Feder) – schließlich schneide ich den Leuten nicht die Haare ;-)
Spaß beiseite: auch Dir wäre es sicherlich nicht wirklich recht, wenn ein ex-verstaatlichter Großbetrieb mit geschenkter Infrastruktur in Deiner Nachbarschaft auf einmal beginnt, Damenhaarschnitte um einen Euro anzubieten, nur weil er Kunden eigentlich zum Kauf eines ganz anderen Produktes verleiten will und es sich mittels kräftiger Querfinanzierung ganz easy leisten kann, deine kaufmännisch kalkulierten Preise auszuhebeln.
Und ich will sogar noch weiter gehen und die Präsenz im Internet ganz direkt mit einem Haarschnitt vergleichen: man sieht meist im direkten Vergleich in beiden Fällen recht deutlich, wer beim Billiganbieter war…