Realkabarettbühne Österreich

Kaum bin ich wieder zurück in Österreich, holt mich das Realkabarett in diesem Land ein:
Um kolportierte 1,3 Millionen Euro startete letztens die Infokampagne „Zukunft soziales Österreich“ des Sozialministeriums. Erster Schönheitsfehler: die Kampagne baut zufällig auf den Parteifarben des BZÖ auf (dem Sozialministerin Haubner angehört) und trägt zufällig zwei Drittel des BZÖ-Wortlautes im Namen.
Zweiter Schönheitsfehler der aktuellen Reihe an Werbespots zum Thema Kinderbetreuungsgeld: viele Familien mit Kindern werden sich eher verarscht vorkommen. Kernaussage des Spots, der im Jahr 2011 spielt:

„Seit es 436 Euro Kinderbetreuungsgeld gibt und Mütter dazuverdienen dürfen, ist es vom Kinderwunsch zum Wunschkind nur mehr ein kleiner Schritt“

Offenbar muß unsere Sozialministerin weder Miete zahlen, noch hat sie sich je erkundigt, was denn ein Kindergartenplatz kostet (den man brauchen wird, wenn man in der Karenz dazuverdienen will) – wenn man überhaupt einen Platz bekommt. Diese beiden Posten fressen bereits heute bei nur einem einzigen Kind im Normalfall mindestens die 436 Euro auf (die im Jahr 2011 mit Sicherheit aber kaum die Hälfte von heute wert sein werden). Wir haben aber noch kein Essen, keine Windeln, kein Auto, kein Strom, kein Gas, kein Wasser bezahlt. Die Realität schaut leider anders aus: alleinerziehende Mütter werden sich mit 436 Euronen monatlich eher schwer tun. Und auch Paare, bei denen der Partner nicht toll verdient, können sich in Zeiten wie diesen einen Kinderwunsch eher abschminken. Schon mal im Supermarkt gewesen und versucht, um 436 Euro für einen Monat Lebensmittel einzukaufen, Frau Haubner?
Bei all diesen Mankos der Werbung ist es nur mehr Formsache, daß auch der Alltag im Fernsehspot nicht stattfindet wie gezeigt: ich kenne keine Mutter von 5 Kindern, die gemütlich im perfekt geputzten Heim herumsitzt und Zeitung liest.
Sorry, Frau Haubner: voll daneben. Übrigens: 1,3 Millionen Euro entsprechen 54 Kindergartenplätzen für je ein Jahr oder auch mehr als 5 Millionen Stück Babywindeln. Möglicherweise wäre damit den Betroffenen mehr geholfen gewesen.

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Ernst Michalek
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